
Sonntagmorgen in Danzig
Sonntagmorgen in Danzig
Galerie 2, 1. OG, Jugendstil-Bau
1884 im russischen Zarenreich geboren, muss Wladimir von Zabotin mit Beginn der Revolution Russland verlassen und lässt sich in Karlsruhe nieder. Dort studiert er anfangs Architektur bei Hermann Billing, welcher damals mit dem Bau der Mannheimer Kunsthalle beschäftigt war (1905–1907). Wenig später wechselt Zabotin zu Malerei und entwickelt sich als Meisterschüler von Wilhelm Trübner (1851–1917) zu einem der führenden Porträtmaler seiner Zeit im Südwesten. Zu Beginn der 1920er Jahre gibt er die tiefenräumliche Darstellungsweise auf und baut seine Bilder flächig-linear auf.
Beides ist in »Sonntagmorgen in Danzig« von 1921 sichtbar: Der Bildraum wirkt konstruiert. Im Hintergrund gleicht die schematisierte Reihe von Danziger Handelshäusern einem Fries. Das Geländer vor dem Blau des Flusses nimmt die strenge Ordnung auf und entwickelt grafische Qualitäten. Wie ein negativer Scherenschnitt steht davor die flächig gehaltene, statische Figur einer Frau. In strahlendem Weiß heben sich das hochgeschlossene Kleid und die Strümpfe von der Stadtlandschaft ab. Die fast naiv wirkende Bildsprache des Werkes lässt eine gewisse Nähe zur zeitgleichen Malerei der Neuen Sachlichkeit erkennen.