
Selbstbildnis im Turmzimmer von Neukastel
Selbstbildnis im Turmzimmer von Neukastel
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Max Slevogt ist 62 Jahre alt, als er dieses Selbstporträt beginnt. Hinter ihm liegt eine erfolgreiche Karriere, in deren Verlauf er den deutschen Impressionismus maßgeblich mitprägte und weder vor formalen noch thematischen Experimenten zurückschreckte. Auch aus diesem Grund kann er sich stolz und selbstsicher ins Bild setzen. Sein Blick ist offen und nicht distanziert. In den Händen hält er die Attribute seiner Kunst, sein Anzug hingegen verweist auf die gesellschaftliche Stellung, die er sich erarbeitet hat.
Auch der Fensterausschnitt, in dem die von ihm vielfach dargestellte Pfälzer Landschaft zu erkennen ist, wird zu einem Teil des Porträts. Die herbstliche Szenerie, die mit bewegter Pinselführung gestaltet ist, verweist auf das Lebensalter Slevogts. Der reife Künstler blickt nicht mit verklärtem Blick auf die eigene Person, sondern sieht sich selbst ungeschönt entgegen. Allein im Jahr 1930 entstehen fünf solcher Selbstbildnisse – darunter auch Darstellungen in Unterwäsche und Morgenmantel –, in denen Slevogt die eigene Stellung in der Welt schonungslos hinterfragt.