
Sitzendes Mädchen mit grüner Kette
Sitzendes Mädchen mit grüner Kette
Galerie 1, 1. OG, Jugendstil-Bau
Obwohl es sich um ein Kinderporträt handelt, irritiert die Darstellung des sitzenden Mädchens auf den ersten Blick. Denn die Körperhaltung scheint für ein Kind eher untypisch: unbewegt und steif sieht es den Betrachter an, während sein in Brauntönen gehaltenes Kleid mit dem dunklen Hintergrund verschwimmt. Das helle Gesicht des Kindes wird dadurch allerdings betont und scheint von sich aus zu leuchten. Paula Modersohn-Becker arbeitet die Züge des Mädchens mit einer Vielzahl kurzer und sehr bewegter Pinselstriche heraus, um die großen blauen Augen zu betonen.
Der Ausdruck des Mädchens allerdings bleibt ein Rätsel – seine Ernsthaftigkeit scheint bereits kein Teil der Kindheit mehr zu sein und ist ein Kennzeichen von Modersohn-Beckers Kinderbildnissen. Einer sentimentalen Verklärung der Kindheit stellt die mit 31 Jahren verstorbene Künstlerin, die eng mit der Künstlerkolonie Worpswede verbunden war, einen nüchternen, dafür aber nicht weniger einfühlsamen Blick entgegen.