
Schlafsaal Nr. 2
Schlafsaal Nr. 2
Galerie 7, 1. OG, Jugendstil-Bau
Am Ende eines Flurs erblickt der Betrachter einen menschenleeren Schlafsaal. Im Kontrast zu dem düsteren Gang ist der Raum überbeleuchtet, sodass sich dessen Wände und Konturen aufzulösen scheinen. Doch die befreiende Entgrenzung offenbart sich als Trugschluss: In der Anstaltswelt von Ben Willikens sind die Türen verschlossen und auch der fensterlose Saal verwehrt den Kontakt zur Außenwelt. Der Betrachter ist gefangen in einer sterilen, strengen Bildarchitektur.
Die in den 1970er Jahren entstandene Serie der »Anstaltsbilder« ist durch traumatische Erlebnisse des Künstlers geprägt: zum einen die menschliche Isolation, die er während seines einjährigen Aufenthaltes in einem Sanatorium erlebte, zum anderen die Bombardierung Leipzigs im Zweiten Weltkrieg, die ihn zur grauen Farbigkeit seiner Bilder führte.
In Abgrenzung zum abstrakten Expressionismus schuf Willikens perspektivische Raumkonstruktionen, die in ihrer Leere und Kälte zu Symbolen der Nachkriegszeit wurden. Seine Werke finden in den mathematisch konstruierten Idealräumen der italienischen Renaissance-Malerei ebenso Bezugspunkte wie in den steril und kühl wirkenden Räumen der amerikanischen Pop Art.