
Französisches Straßenbild (Boulevard Montparnasse)
Französisches Straßenbild (Boulevard Montparnasse)
Galerie 8, 1. OG, Jugendstil-Bau
Zweifellos blicken wir in Wilhelm Schnarrenbergers Gemälde auf eine Großstadtszene. Doch dass wir einen Ausschnitt des Pariser Boulevard Montparnasse vor Augen haben, erschließt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick.
Schnarrenberger verwendet als Vorlage eine 1927 entstandene Fotografie, verändert diese allerdings folgenreich. Er verschiebt den Bildausschnitt, sodass der in der linken Bildhälfte festgehaltene Eiffelturm (und damit das Wahrzeichen der Stadt) in seinem Gemälde keinen Platz mehr findet. Stattdessen konzentriert er sich auf die Fassaden der gegenüberliegenden Gebäude – selbst die Werbung gibt er akribisch wieder.
Schnarrenbergers Paris erscheint dabei ohne jene Dynamik, die viele seiner Zeitgenossen als das Hauptmerkmal der Metropole wahrgenommen haben. Seine Ansicht wirkt verschlafen, der Boulevard wie eine kleinstädtische Bühne. Nichts erinnert an eine Straße, auf der das Großstadtleben der 1920er Jahre pulsiert. Wie andere Künstler der Neuen Sachlichkeit zeigt Schnarrenberger hier eine Szene ohne Pathos, die akribisch eine eher alltägliche Ansicht wiedergibt und gerade daraus ihre Spannung bezieht.