
Raumplastik
Raumplastik
Ab 1949/1950 nimmt die Kategorie der Raumplastik im Werk von Norbert Kricke eine zentrale Stellung ein. Mit ihr realisiert der Bildhauer und spätere Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie (1972–81) ein Programm, in dem Bewegung und Rhythmus eine spannungsvolle Einheit bilden. Im Titel klingt ein wesentlicher Bezugspunkt seiner Arbeit bereits an: der umliegende Raum, in dem eine Plastik erst ihre volle Wirkung entfaltet. Denn Krickes abstrakte Drahtkonstruktionen zielen vor allem auf ihre Umgebung. Verschweißte Stäbe aus Stahldraht und Stahlrohr greifen weit in den Raum, streben in unterschiedliche Richtungen und bilden dynamische Schwünge. Das Volumen der Plastik ist dabei stark reduziert, Masse und Dichte scheinen überwunden. Der traditionellen Statik der Bildhauerkunst setzt Kricke eine Kunst der Schwerelosigkeit entgegen, die trotz der filigranen Eisenstäbe überaus energiegeladen wirkt. Symbolisch wird hier auch der Freiheitsdrang spürbar, der das Gesamtwerk des Künstlers durchzieht. Mit seinen Raumplastiken zählt Kricke zu den Hauptvertretern einer nach dem Zweiten Weltkrieg neu ausgerichteten Strömung der Bildhauerkunst, die sich der Abstraktion verschrieb.