
Ruhender Tiger
Ruhender Tiger
Schaudepot, 2. OG, Hector-Bau
Im Frühjahr 1901 zieht Max Slevogt von München nach Frankfurt am Main. Allerdings bleibt er nur für wenige Monate in der Stadt und geht Ende des Jahres nach Berlin, wo seine am Impressionismus geschulte Malweise erste Erfolge feiert. Trotz der Kürze seines Aufenthalts bleibt Frankfurt für ihn keine bloße Durchgangsstation. Denn im städtischen Zoo entstehen in rascher Folge 29 Ölgemälde und zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle.
Auf der »Ruhender Tiger« betitelten Ölskizze etwa hält er seinen unmittelbaren Wahrnehmungseindruck fest. Der Körper des Tieres ist mit breiten Pinselstrichen lediglich angedeutet, der Hintergrund, (und damit der Käfig) ausgespart. Offensichtlich geht es Slevogt hier nicht um eine anatomische Naturstudie, sondern um die Erfassung der majestätischen Raubkatze sowie um den Malakt selbst.
Kraftvolle Pinselzüge betonen die sichere Beherrschung des Materials, aber auch die Beobachtungsgabe des Künstlers. Die Farbe wiederum löst sich in den grünlichen Fellpartien vom Gegenstand und entwickelt ein intensives Eigenleben. Slevogt räumt ihr in diesem Bild eine verblüffende Autonomie ein und bringt sie mit spürbarer Spontaneität auf die Leinwand. Die stolze Ruhe des Tieres ist dabei gekonnt in dieser expressiven Malweise aufgehoben.