
Die rechte Hand aus dem Langbehn-Bildnis
Die rechte Hand aus dem Langbehn-Bildnis
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Wem gehört diese Hand? Handelt es sich um eine aktive oder eine passive Pose? Sehen wir die Hand des Künstlers, was dem in der Malerei gängigen Motiv zur Veranschaulichung seiner Genialität entsprechen würde? Größe und Thema lassen vermuten, dass es sich um eine Entwurfsskizze handelt. Dem widerspricht wiederum die akribische Malweise, welche nichts Zufälliges oder Vorläufiges aufweist.
All diese Beobachtungen führen zur Entstehungsgeschichte der kleinformatigen Arbeit: Wilhelm Leibl war Perfektionist. Er arbeitete obsessiv an den Details seiner Gemälde. Zeitweise verlor er darüber den Blick für das große Ganze, so auch in diesem Fall: Mehr als eine Dekade nach Fertigstellung seines Porträts von Julius Langbehn (1851–1907), einem Münchener Kunstkritiker, missfiel Leibl die Komposition. Und in der Tat verlor sich das Motiv im zu groß konzipierten Bildraum.
Kurzerhand beschnitt der 1844 in Köln geborene Künstler seine Leinwand und optimierte den Bildausschnitt. Aus dem ursprünglichen Kniestück entstanden drei separate Kunstwerke und damit rücken neue Details in das Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Durch die Konzentration auf vormalige Details erweitert sich unsere Wahrnehmung.