
Siège "L‘Homme"
Stuhl "Der Mensch"
Für ihre Plastik »Siège „L’Homme“« (dt.: Sitz „Der Mensch“) – gefertigt aus schwarz lackiertem Polyurethan – verwendete Ruth Francken den unmittelbaren Körperabdruck eines männlichen Modells. Mit Gips formte die Künstlerin die entspannte Sitzhaltung eines jungen Mannes ab und goss die entstandene Negativform mit Kunststoff aus. Dabei entstand formal ein getreues, wenn auch kopfloses Abbild des Körpers, dessen Hyperrealismus sie jedoch umgehend durch die Wahl des Materials und die schwarze Farbe wieder brach. Zugleich schuf sie mit diesem anthropomorphen „Stuhl“ ein vermeintliches Möbelstück. Zu dem Charakter eines industriell gefertigten Gebrauchsgegenstands passt auch, dass Francken Polyurethan verwendete, einen in den 1960er-Jahren in Mode gekommenen Kunststoff. Mit diesem anthropomorphen Möbelstück schuf die Künstlerin einen Hybrid, der auf durchaus ironische Weise das Abbild eines schönen männlichen Körpers in ein wahrhaft gesichtsloses industrielles Massenprodukt verwandelt. Damit rückt dieses Werk in die Nähe der Pop-Art – wenngleich sich Francken, die ihre künstlerische Laufbahn als Malerin begonnen hatte, zeitlebens gegen die Zuordnung zu einer Stilrichtung verwahrte.