
Türkischer Frauenraub
Türkischer Frauenraub
Schaudepot, 2. OG, Hector-Bau
Eugène Delacroix füllt dieses kleinformatige Gemälde mit einem Höchstmaß an Energie. Die Figuren der verdichteten Gruppe sind eng verschlungen. Einander widerstrebende Körper, die in leuchtendrote Gewänder gehüllt sind, vermischen sich im Wirbel des Kampfes und steigern dabei die Dramatik der Szene. Das Motiv des Frauenraubs tritt auch in anderen Arbeiten des Malers auf, der von seinen Zeitgenossen zu einem Hauptvertreter der französischen Romantik erklärt wurde.
Es zeigt sein Interesse an der Darstellung existenzieller Not und führt uns ungeschönt Gewalt und Tod, Gefangenschaft und Widerstand vor Augen. Da sich Delacroix intensiv mit politischen Konflikten wie dem Freiheitskampf der Griechen gegen das Osmanische Reich (1821–32) beschäftigte und eine einprägsame Reise nach Marokko (1832) unternahm, finden sich häufig exotisch-orientalische Themen in seinen Werken. In diesem Alterswerk, das aufgrund des kleinen Formats und der skizzenhaften Ausführung ein Entwurf sein könnte, stehen sich Ohnmacht und Stärke, Widerstand und rücksichtslose Inbesitznahme unversöhnlich gegenüber.