
Stehendes Mädchen (Achtzehnjährige)
Stehendes Mädchen (Achtzehnjährige)
Galerie 4, 1. OG, Jugendstil-Bau
Kolbe zählt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den bekanntesten Bildhauern Deutschlands. In seinen Vorbildern Adolf von Hildebrand (1847–1921) und Auguste Rodin (1840–1917), dessen Skulpturen er 1900 in Paris kennengelernt hatte, sah er die »Doppelbasis der neuen Plastik«. Die Darstellung des nackten menschlichen Körpers blieb Kolbes Lebensthema.
Während ihn vielfach Figuren in Bewegung interessierten, ist das »Stehende Mädchen« von einer ausgewogenen Statuarik geprägt. Nur der leicht nach vorn über den Rand der Bodenplatte gesetzte linke Fuß sowie die differenzierte Haltung der Hände scheinen den Ansatz einer raumgreifenden Geste anzudeuten. Ansonsten strahlt die im Ersten Weltkrieg entstandene Arbeit eine verhaltene, vielleicht sogar melancholische Ruhe aus. Auch wird ein naturalistischer Detailreichtum zugunsten klarer Formen aufgegeben. Vielleicht weckte die Ägyptenreise, die Kolbe 1913 unternahm, sein Interesse an einer solchen Formensprache.