
W. S3. 57 (steigend schwarz-weiß-blau)
W. S3. 57 (steigend schwarz-weiß-blau)
Galerie 5, 1. OG, Jugendstil-Bau
Schwarz, weiß, blau – so der schlichte Titel und auch der erste visuelle Eindruck von Fred Thielers Ölgemälde. Letztlich trifft dieser aber exakt, wovon das Bild handelt: von der Farbe. Und vom Auftragen der Farbe als künstlerischem Schaffensprozess. Beim Betrachten kann man geradezu Thielers breiten Pinsel erkennen, mit der er reichlich Farbe in großen Bewegungen auf die Leinwand bringt, um diese sodann mit seinem Spachtel zu verschieben, zu strukturieren, in Bahnen zu bringen. Da der Pinselstrich und die Spuren des ruckartig geführten Spachtels präsent sind, erkennen wir beim visuellen Abtasten der Bildoberfläche den Künstler bei seiner Arbeit.
Der Malprozess ist sichtbar und das künstlerische Schaffen förmlich greifbar. Im Vergleich zu späteren, deutlich expressiveren und den Bildraum sprengenden Werken wirkt dieses strukturiert. Dennoch ist es ein frühes Beispiel informeller Kunst, bei der die spontane Geste des Künstlers das Erscheinungsbild bestimmt. Wegen dieser neuen individuellen Qualität bezeichnet Thieler jene Gemälde als „Positionszeichen“ und meint damit einzelne, individuelle „Spuren auf den menschlichen Wegen“.