
Tannenbaum geht nach New York (Bildnis Herbert Tannenbaum; Tannenbaum is going to America)
Tannenbaum geht nach New York (Bildnis Herbert Tannenbaum; Tannenbaum is going to America)
Galerie 2, 1. OG, Jugendstil-Bau
Obwohl hinter diesem Porträt eine ernste Geschichte liegt, wirkt Beckmanns Gemälde durch ein Detail – den Tannenbaum – auf den ersten Blick fast humoristisch. Der rauchende Mann in Anzug und Krawatte ist der Mannheimer Kunsthändler Herbert Tannenbaum (1892–1958), der nicht nur 1913 Volontär der Kunsthalle Mannheim war, sondern hier auch die Zeichen seines Berufs (den Bilderrahmen) und seines Namens (das Bäumchen) in den Händen hält.
Über Tannenbaum kam die Kunsthalle in den Besitz von Werken Marc Chagalls (1887–1985), Pablo Picassos (1881–1973) und Auguste Rodins (1840–1917). Max Beckmann wiederum zählte zu den Freunden des Kunsthändlers. Beide mussten 1937 vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam fliehen und bemühten sich um eine Weiterreise in die USA. Beckmann vollendete sein Porträt kurz vor Tannenbaums Abreise nach New York im Sommer 1947. Es zeigt den Freund sozusagen im Vollbesitz seiner Identität: Trotz Krieg und Verfolgung hält er an seinem Namen und Beruf fest. In diesem Sinn ist Beckmanns Gemälde ein doppeltes Manifest: Es dokumentiert das Überleben Tannenbaums und das Weiterleben einer Freundschaft.