
Selbstbildnis im Malkittel, sitzend nach rechts
Selbstbildnis im Malkittel, sitzend nach rechts
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Bis zu seinem Tod im Jahr 1935 fertigt Max Liebermann knapp siebzig Selbstporträts an. Das Besondere dieser Werkreihe liegt im Zeitpunkt ihres Entstehens. Bis auf zwei frühe Arbeiten von 1866 und 1873 setzen die Selbstporträts erst ab 1902 ein – Liebermann ist da bereits 55 Jahre alt. Der Berliner Künstler, der zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Impressionismus zählt, kann zu diesem Zeitpunkt auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken und ist sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich etabliert.
Das »Selbstbildnis im Malkittel« zeigt den 71-Jährigen mit einer entwaffnenden Direktheit. Der helle Malkittel deutet auf den Künstler, der dunkle Anzug hingegen auf den arrivierten Bürger. Auf die repräsentative Pose, in der sich Liebermann in anderen Selbstbildnissen inszeniert, verzichtet er hier völlig. Im Vordergrund steht der Mensch: Das von oben einfallende Licht betont ein mageres und erschöpftes Gesicht. Tiefe Schatten liegen auf den müden und melancholischen Zügen. Liebermann hält das Älterwerden fest, aber auch seinen ungebrochen scharfen Blick – und damit die intensive Beobachtungsgabe des Künstlers.