
Frauenbildnis
Frauenbildnis
Galerie 2, 1. OG, Jugendstil-Bau
Milly Steger war eine bedeutende, bis heute zu Unrecht nahezu vergessene Vertreterin der deutschen Bildhauerei des frühen 20. Jahrhunderts. Als Frau blieb der 1881 geborenen Künstlerin eine akademische Ausbildung verwehrt, stattdessen erhielt sie privaten Unterricht und reiste nach Paris. 1917 zog Steger nach Berlin, wo sie Teil der pulsierenden Künstlerszene wurde, sich mit Käthe Kollwitz (1867–1945) anfreundete und eine rege Ausstellungstätigkeit entwickelte, bis die Nationalsozialisten ihre Werke als „entartet“ brandmarkten.
Waren ihre Skulpturen vor dem Umzug nach Berlin noch statisch und nüchtern, zeigten sie sich danach durchdrungen von Bewegung und Gefühl. Aus dieser sogenannten expressiven Phase Stegers stammt das „Frauenbildnis“. Die Büste zeigt einen nach oben gerichteten, leicht zur Seite geneigten Frauenkopf. Die Augen der Figur sind halbgeöffnet, sie scheint sich dem Blick des Betrachters zu entziehen. Die stützende Hand am Kinn sowie der introvertierte Gesichtsausdruck vermitteln ein Moment konzentrierten Innehaltens. Die skulpturale Darstellung geistigen Rückzugs verbildlicht unter anderem die Reaktion der Künstlerin auf das von ihr erfahrene Kriegsleid.