Nouveau Réalisme - Neue Realität?

Yves Klein (1928 - 1962) Victoire de Samothrace, 1962
Nouveau Réalisme
Arman (1928 - 2005) Fétiche à clous, 1963

Im April 1960 manifestierte sich in Paris eine neue Kunstströmung: der Nouveau Réalisme. Namensgeber und Verfasser des Gründungsmanifests war der französische Kunstkritiker Piere Restany. »Die ungeteilte soziologische Wirklichkeit, das Gemeingut des Tuns aller Menschen, die große Republik unseres gesellschaftlichen Austausches, unseres Umganges in der Gesellschaft ist hier vorgeladen.« Damit war das Ziel der Nouveaux Réalistes beschrieben: Die neue Realität bestand in der Überwindung der Kluft zwischen Kunst und Leben.

Mimmo Rotella (1918 - 2006) La Dame, 1961
Daniel Spoerri (*1930) Le Panier de Kishka (Tableau-Piège), 1962
Daniel Spoerri (*1930) Restaurant Spoerri, 1968

Zu erreichen war die "Neue Realität" durch Werke, die unmittelbare Bezüge zur Lebensrealität herstellten. Die wichtigsten Vertreter waren Arman, César, Gérard Deschamps, Raymond Hains, Yves Klein, Mimmo Rotella, Daniel Spoerri, Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle und Jacques de la Villeglé. Bereits an ihrem zehnten Jahrestag feierten die Nouveaux Réalistes in Mailand bei einem Trauerbankett, der Ultima Cena, die Auflösung der Gruppe. Mit ihren spektakulären Aktionen und neuartigen Werkpraktiken beeinflussten sie die Entwicklung von Performance-, Installations- und Objektkunst in Europa und den USA maßgeblich.

Raymond Hains (1926 - 2005) Affiches lacérées, 1957
Kunst & Leben

Vier Werkformen werden unmittelbar mit den Nouveaux Réalistes verbunden: die Décollage, die Kompression, die Akkumulation und die Assemblage. Jede dieser Herstellungspraktiken bediente sich alltäglicher, vorgefundener Materialien, die mal mehr, mal weniger zufällig zum Werk arrangiert wurden.

Arman (1928 - 2005) Accumulation rasoirs (pour Ben), 1960
Niki de Saint Phalle (1930 - 2002) Tir - séance Galerie J, 1961