
Hafis vor der Schenke
Hafis vor der Schenke
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Anselm Feuerbach ist 22 Jahre alt, als er an diesem Gemälde zu arbeiten beginnt. Es zeigt den persischen Dichter Hafis, der im 14. Jahrhundert lebte, von drei Zuhörern umgeben. Hafis richtet seinen Blick allerdings nicht auf seine unmittelbare Umgebung, sondern in die Ferne. Er scheint im Moment des Dichtens dargestellt, im Augenblick der Inspiration. Sie hebt den Künstler aus der Gemeinschaft und weist ihm eine Sonderstellung zu, in der sich auch Feuerbach erkennen kann.
Doch warum wählt der Maler einen persischen Dichter? Schon für die Romantiker lag im Orient der Ursprung der Poesie. Auch in Goethes »West-Östlichem Diwan« (1819/1827), den Feuerbach gelesen hatte, fällt Hafis eine wichtige Rolle zu. Feuerbach zeigt sich hier also von der Exotik seines Motivs ebenso beeindruckt wie von Hafis entrückt-poetischem Zustand. Der Dichter wird für ihn zu einer Projektionsfläche, da auch er vom Ursprung der Kunst weiß: der Inspiration.