
Chinese
Chinese
Georg Kolbe schuf eine Vielzahl von Porträtplastiken zeitgenössischer Größen. Dazu zählen etwa der Mäzen, Museumsleiter und Diplomat Harry Graf Kessler (1868–1937) und der erste Reichspräsident der Weimarer Republik, Friedrich Ebert (1871–1925). Mit dem »Chinesen« nähert sich Kolbe 1911 einem »exotischen« Thema an, ebenso wie bei der im selben Jahr entstandenen »Japanerin« aufgreift. Die Porträtbüste ist ein formal straffes und äußert klar modelliertes Werk.
Der ruhige, fast emotionslose Ausdruck des Asiaten trägt stark zum statuarischen Charakter der Plastik bei. Obwohl an Kolbes Büste individuelle Merkmale zu erkennen sind, scheint der Bildhauer hier kein Porträt einer konkreten historischen Person geschaffen zu haben, sondern auf einen Typus abzuzielen.
Kolbe hielt trotz aller abstrakten Tendenzen seiner Zeit stets an der menschlichen Figur fest und stellte sie häufig tanzend oder in Bewegung dar. In den 1910er Jahren avancierte er zu einem der bedeutendsten deutschen Bildhauer. Schon früh kaufte die Kunsthalle Mannheim seine Werke an: direkt nach der wegweisenden Ausstellung »Ausdrucks-Plastik« von 1912 etwa den »Chinesen« und wenig später auch die »Sklavin«.