
Marktszene
Marktszene
Schaudepot, 2. OG, Hector-Bau
Hans Thoma verbindet in diesem Gemälde eine Alltagsszene mit einem üppigen Stillleben. Der bühnenartige Bildraum ist in starker Nahsicht dargestellt. Den rechten Bildteil dominiert eine Frau, in deren Rücken eine sonnendurchflutete Dorfstraße vor blauem Himmel in die Tiefe des Bildes verläuft. Sie steht an einem Marktstand vor einem dunkel verschatteten Raum. Während die vor ihrem Stand sitzende Marktfrau der Kundin ein Huhn anbietet, stützt sich ein halb im Schatten verschwindender Mann auf einem Korb ab und folgt dem Gespräch der Frauen.
Fast hat man den Eindruck, als strahle die erstarrte Ruhe des Stilllebens auch auf die statuarisch wirkenden Figuren aus. Thomas Arbeiten – zunächst Landschaften und in den 1880er Jahren vermehrt auch historische und mythologische Szenen – erfreuten sich zu seinen Lebzeiten großer Beliebtheit. An seinen Alltagsszenen wurde die nüchterne Schlichtheit bewundert, die »jedermann« verständlich sei. Gerade das vermeintlich »Deutsche« wurde an den Arbeiten des als »Volkskünstler« bezeichneten Malers gerühmt. Das erleichterte es später den Nationalsozialisten, ihn für ihre Zwecke zu vereinnahmen.