
Auguste Forel
Auguste Forel
Galerie 1, 1. OG, Jugendstil-Bau
Oskar Kokoschkas Porträt des Schweizer Psychiaters und Ameisenforschers Auguste Forel (1848–1931) zählt zu den Höhepunkten seines Frühwerks. Kokoschka – 24 Jahre alt und in Wien als junges Ausnahmetalent gefeiert – schuf es 1910 am Genfer See. Gegen die Idealisierung der menschlichen Figur im Wiener Jugendstil setzt er eine entkörperlichte Vergeistigung. Die räumliche Situation des Bildes bleibt vage, Kokoschkas Farbauftrag so dünn, dass die grobe Struktur der Leinwand fast überall zu sehen ist.
Ganz auf das Gesicht und die Hände seines Modells konzentriert, betont er in diesen Partien den individuellen Charakter Forels. Darüber hinaus ritzt Kokoschka mit dem Pinselstiel wiederholt Schraffuren in sein Bild und gibt ihm damit eine graphische Dimension. Die Augen Forels wiederum werden zum Zentrum des Porträts. Konzentriert sind sie nach innen gerichtet und deuten – wie seine Hände und sein Gesicht – auf die geistige Welt eines Menschen, der abwesend und anwesend zugleich zu sein scheint.