
Heilandsgesicht: Wächter
Heilandsgesicht: Wächter
Galerie 4, 1. OG, Jugendstil-Bau
In Alexej von Jawlenskys Gemälde wird das Gesicht selbst zum Bild. Als Mitglied der Künstlervereinigung »Blauer Reiter« schuf er bereits in seinem expressionistischen Frühwerk Porträtdarstellungen. Doch erst mit seiner Emigration in die Schweiz anlässlich des Ersten Weltkriegs 1914 erlangt das menschliche Gesicht für den aus Russland stammenden Künstler jene herausragende Stellung, die auch diese Arbeit zeigt.
Das Oval des Kopfes nimmt den gesamten Bildraum ein. Schwarze, mandelförmige Augen mit katzenartigen Pupillen sehen uns aufmerksam an, während Nase und Mund zu Linien abstrahiert sind. Die transparente Körperlosigkeit des Gesichts wird dabei durch die zurückhaltende Farbgebung erzeugt. Pastelltöne färben Kinn und Wange, während kleinere Farbflächen unter den Augen intensivere Akzente setzen.
Jawlensky entwirft in diesem Gemälde, das zu einer ganzen Serie von »Heilandsgesichtern« gehört, eine überindividuelle Figur. Sie besitzt weder Alter noch Geschlecht und erinnert an eine religiöse Ikone. Als Symbol geistiger Werte kommt sie ohne Ähnlichkeit zu einem lebenden Modell aus, besitzt aber nicht zuletzt aufgrund der asymmetrischen Augen mit dem intensiven Blick eine ausgesprochen fesselnde Wirkung.