
Kopf eines alten Juden
Kopf eines alten Juden
Galerie 2, 1. OG, Jugendstil-Bau
In den 1850er Jahren porträtiert Adolph von Menzel mehrere Modelle aus den jüdischen Kreisen Berlins für eine Darstellung des »Zwölfjährigen Christus im Tempel«. In dieser Darstellung, die als Federzeichnung, Pastellstudie und Lithografie existiert, wirken die jüdischen Gelehrten stark typisiert, was von Menzel später den Vorwurf des Antisemitismus einbringt. In seinem »Kopf eines alten Juden« hingegen steht das Individuum im Vordergrund, der gealterte und in sich gekehrte Mensch. Durch das einfallende Licht, welches das Gesicht des Mannes betont, akzentuiert Menzel die individuellen Eigenschaften seines Modells: die weißen Haare und den weißen Bart, den leicht geöffneten Mund und nicht zuletzt die nach unten gerichteten nachdenklichen Augen.
Statt einem Typus begegnen wir hier also einer detailreich charakterisierten Person. Mit seinen eindrucksvollen Historiengemälden Friedrichs des Großen erlangt Adolph von Menzel bereits zu Lebzeiten große Berühmtheit. Als einer der wichtigsten deutschen Vertreter des Realismus wendet er sich – wie in diesem Porträt – aber auch immer wieder Alltagsthemen zu und erschafft so ein bleibendes Bild seiner unmittelbaren Gegenwart.