
Die Irrsinnige
Die Irrsinnige
Galerie 8, 1. OG, Jugendstil-Bau
Dix hält die Figur der Irrsinnigen in grotesker Überzeichnung fest. Sie trägt ein geöffnetes Kleid, dessen Streifen an Anstaltskleidung erinnern und unter dem eine ausgezehrte Brust zu erkennen ist. Auch ihr verzerrtes Gesicht mit dem irren Blick und die verkrampften Hände weisen auf einen Zustand innerer Zerrüttung hin. Über ihrem Kopf steigen albtraumhafte Gesichter auf, Visionen einer psychisch Kranken, die zwischen Traum und Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden weiß.
Otto Dix scheut sich dabei weder vor dem Hässlichen noch vor dem Randständigen seiner Figur. Als Hauptvertreter des linken Flügels der Neuen Sachlichkeit, der politisch in Erscheinung trat und die Verhältnisse der Weimarer Republik immer wieder kritisch hinterfragte, spielen für ihn gesellschaftliche Außenseiter wie Prostituierte, Verbrecher oder Kranke eine wichtige Rolle. In ihnen offenbart sich ihm ein Ausschnitt der Wirklichkeit, den er immer wieder gnadenlos ungeschönt abbildet. »Ich brauche die Verbindung zur sinnlichen Welt, den Mut zur Hässlichkeit, das Leben ohne Verdünnung«, erklärte er.