
Frau in Gedanken
Frau in Gedanken
Galerie 8, 1. OG, Jugendstil-Bau
Eine Frau sitzt in Gedanken versunken vor einem offenen Fenster, der Stadt hat sie den Rücken zugewandt. Ihre skulpturale Körperlichkeit fügt sich harmonisch in die klare Bildkomposition, die sich durch glatte Flächen, satte Farben und hart konturierte Formen auszeichnet. Das Buch in ihrer Hand und die Mandoline – traditionelle Attribute der Dichtkunst und der Musik – sind Ausdruck von Bildung und Geschmack. Das von Mario Tozzi gestaltete melancholische Porträt mit Fensterausblick greift ein beliebtes Motiv der Renaissance-Malerei auf.
Tozzi gehörte der Künstlergruppe Novecento („Zwanzigstes Jahrhundert“) an, die sich in der Zeit zwischen den Weltkriegen für eine Rückbesinnung auf die großen italienischen Meister von Giotto bis Raffael einsetzte. Ihre Mitglieder forderten die Wiederbelebung klassischer Ordnung und Klarheit und bedienten sich in ihren Werken traditioneller Techniken der Alten Meister. Gewisse Parallelen zur zeitgleichen Neuen Sachlichkeit in Deutschland sind unverkennbar. In Italien wurden die Künstler von Novecento aufgrund ihres nationalen Traditionsbewusstseins unter dem faschistischen Regime Mussolinis wohlwollend gefördert.