
dial H–I–S–T–O–R–Y
dial H–I–S–T–O–R–Y
Kubus 4, 1. OG, Hector-Bau
Das Video »dial H-I-S-T-O-R-Y« (1997) ist eine künstlerische Dokumentation von Flugzeugentführungen („skyjacking“) seit der Mitte der 1960er Jahre anhand von Found Footage – Filmmaterial, das für andere Zwecke entstand – beispielsweise aus internationalen Fernseharchiven, eigenen Videosequenzen, Werbung und Spielfilmausschnitten.
Das Material ist abwechselnd montiert, sodass die Geschichte von Geiselnahmen, Verhaftungen, Gerichtsverhandlungen und Presseerklärungen wie im Zapping-Modus vorgeführt wird. Man sieht die Angespanntheit, Trauer und Erleichterung bei den Geiseln und den Angehörigen. Vor allem demonstriert Grimonprez den medialen Spektakelwert von Flugzeugentführungen und die plötzlich globale Präsenz lokaler politischer Konflikte im Fernsehprogramm, sei es in Palästina oder auch die Japanische Rote Armee Fraktion. In Voice-over-Sequenzen – synchronisierte Sequenzen, bei denen der Originalton zu hören ist – werden Zitate aus Don DeLillos Romanen »Mao II« (1991) und »White Noise« (1985) verlesen.
Darin wird die provokative Behauptung aufgegriffen, dass Terroristen gesellschaftsverändernde Prozesse auslösen und damit jene Funktion des Agent Provocateur besetzen, die seit der Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts Künstler für sich beansprucht haben. Das Video zeigt den Angriff auf die damals zentralen Globalisierungsmedien, das Flugzeug und das Fernsehen – und das bereits vor dem 11. September 2001.