
Auf der Bastei (Gähnender Wachposten; Friedenszeit)
Auf der Bastei (Gähnender Wachposten; Friedenszeit)
Schaudepot, 2. OG, Hector-Bau
Friedlicher können die Zeiten nicht sein. Spitzweg zeigt uns einen gähnenden Wachsoldaten auf einer von Efeu überwachsenen Festung. Ein Geschütz ragt aus einer Schießscharte hervor, hat sich aber längst in ein Vogelnest verwandelt – Grashalme hängen aus seiner Mündung und ein Vogel beobachtet den Soldaten weitaus wachsamer als dieser das Land. Mit der für Spitzweg typischen Ironie deutet die Schläfrigkeit des Wachpostens auf die Abwesenheit jeglicher Gefahr.
Weiße Fahnen haben sich in weiße Wäsche verwandelt, Krieg und Konflikte, wie etwa die Märzrevolution 1848/49, scheinen fern und vergessen. Zwischen 1838 und den 1860er-Jahren malt Spitzweg eine Reihe solcher Bilder, in denen er Soldaten strickend, gähnend oder auch schlafend zeigt. Lange Zeit wurde er deshalb als Idyllenmaler abgetan. Doch die häufig bis zur Karikatur getriebenen Darstellungen zeugen vom scharfen Blick des Münchner Malers auf die kleinbürgerliche Welt der Biedermeierzeit.