
Bewegung
Bewegung
Der Titel von Karl Albikers vor dem Ersten Weltkrieg entstandener Arbeit ist nicht zufällig gewählt. Seine Figur ist ganz auf eine Bewegung angelegt, die zeitlich noch nicht abgeschlossen ist und ein Vorher und Nachher erkennen lässt. Damit blieb er seinem Vorbild und Lehrer Auguste Rodin (1840–1917) verpflichtet, in dessen Atelier er von Mai bis Juli 1900 tätig war. Rodin versuchte über die Körperbewegung seiner Figuren auch ihr Gefühlsleben anzudeuten und auf diese Weise Affekt und Leidenschaft darzustellen. Auch für Albiker bleibt die Bewegung ein grundlegender Bestandteil seines plastischen Schaffens. Dabei geht es ihm allerdings nicht um die Darstellung eines Augenblicks oder eines Sekundenbruchteils im Sinne einer Momentaufnahme. Stattdessen versucht er jenen charakteristischen Punkt innerhalb eines Bewegungsablaufs einzufangen, der uns diese Bewegung vollständig erschließt. Ihr gesamter Ablauf soll sich vor unseren Augen entfalten – trotz der Statik der Plastik, die per se nur einen Ausschnitt des Bewegungsablaufs abbilden kann.