
Rund und Spitz
Rund und Spitz
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Flaggen und Gebirge? Oder ein bloßes Spiel beliebiger Form? Während seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus (1922–33) beschäftigte sich Wassily Kandinsky verstärkt mit den Grundlagen der Malerei. Er untersuchte dabei nicht nur die Form an sich – geometrische Figuren wie Linie, Kreis, Dreieck und Vieleck – sondern auch die Dynamik, die zwischen scheinbar zufällig angeordneten Elementen entsteht.
Wie es der Titel seines Gemäldes andeutet, spürt er in »Rund und Spitz« dem Verhältnis zwischen runden und spitzen Formen nach. Sein Bild bleibt abstrakt, auch wenn einige Teile der Darstellung an Flaggen oder die Umrisse eines Gebirges erinnern. Doch trotz aller Abstraktion besitzt Kandinskys Bild Dynamik und Spannung, Bewegung und Intensität.
Der in Moskau geborene Maler war davon überzeugt, dass selbst diese Grundformen »ihr Leben haben«, ihre eigene künstlerische Qualität. Seine Form- und Farbexperimente weisen den Mitbegründer der Münchner Künstlervereinigung des »Blauen Reiters« als einen Vorreiter der abstrakten Kunst aus. Diese konnte sich in Deutschland jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchsetzen, da sie von den Nationalsozialisten verfemt war.