
Zwei weibliche Akte im Freien (Zwei Figuren)
Zwei weibliche Akte im Freien (Zwei Figuren)
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Otto Muellers expressionistische Malerei lebt von einem Streben nach Harmonie, besitzt aber auch eine spürbare Herbheit. So sind die beiden hier dargestellten Frauenkörper mit spitz zulaufenden Gliedmaßen und Gesichtern kantig abstrahiert und nehmen gleichzeitig die gedeckte Farbgebung der Landschaft auf. Dem Baum im Zentrum des Bildes fällt dabei eine vermittelnde Rolle zu, denn sein schwungvoller Wuchs findet sich auch in der Körperhaltung der Frau rechts im Bild wieder.
Mensch und Natur werden auf diese Weise eng in Beziehung gesetzt und deuten einen friedlichen, fast paradiesischen Urzustand an, der noch durch die Nacktheit der Körper unterstrichen wird. Aber es existieren auch Zeichen, die diesen Eindruck stören. Die Stellung der beiden Frauen etwa wirkt beziehungslos und ohne echte Nähe, fast als blickten sie aneinander vorbei. In diesen Details wirkt das Paradies plötzlich gefährdet und scheint mehr Sehnsuchtsort als Wirklichkeit zu sein. Mueller, der zum Kreis der Dresdner »Brücke«-Künstler gehörte, schuf zahlreiche Aktdarstellungen in freier Natur, die häufig als der zivilisationskritische Ruf nach einer Rückkehr zur Natur gedeutet wurden.