Neue Sachlichkeit
In der Kunsthalle Mannheim eröffnete 1925 eine Ausstellung moderner gegenständlicher Malerei mit dem Titel Neue Sachlichkeit. Gustav Friedrich Hartlaub präsentierte in dieser Überblicksschau etwa 32 Künstler mit 125 Gemälden und charakterisierte damit die aktuelle, am Gegenstand orientierte Bewegung der deutschen Nachkriegskunst »seit dem Expressionismus«, wie der Untertitel lautete. Nach seiner bereits 1922 entwickelten Definition, der 1923 die Erfindung des Begriffs folgte, unterschied er zwei Flügel: eine konservative, an Renaissance, Klassizismus und den Nazarenern orientierte Malerei und eine veristisch-sozialkritische Richtung, als deren Hauptvertreter George Grosz und Otto Dix gelten.
In Abgrenzung von den vielfältigen Spielarten gegenständlicher und abstrakter Malerei suchte die junge Künstlergeneration, die Hartlaub unter Neue Sachlichkeit zusammenfasste, in der Auseinandersetzung mit der Tradition der Alten Meister eine »Rückkehr zur Natur«. Ihre Ausdrucksformen zeichnen sich durch nüchterne Detailgenauigkeit und kühle Dingplastizität, strenge Komposition und altmeisterlichen Farbauftrag aus. Auch das Gattungsrepertoire, das vom Porträt über die Landschaft bis zum Stillleben reichte, knüpfte an klassische Bildinhalte an, auf welche die Künstler mit zeitgenössischen Darstellungen des Menschen in der modernen Großstadt reagierten.