
Rechenstillleben
Rechenstillleben
Galerie 8, 1. OG, Jugendstil-Bau
In der neusachlichen Malerei spielt das Stillleben eine wichtige Rolle. An ihm lässt sich beispielhaft die Rückkehr zur Gegenständlichkeit beobachten, welche die Künstler der Neuen Sachlichkeit verfolgten. Iwan Babijs »Rechenstillleben« zeigt ein wie zufällig wirkendes Arrangement alltäglicher Gegenstände, das durch seine perspektivische Anlage und den gewählten Bildausschnitt irritiert. In Nahsicht und gedeckter Farbigkeit sehen wir einen Tischausschnitt, dessen weißes Tuch sich diagonal bis in die rechte obere Bildecke erstreckt. Eine Stuhllehne ist weiter links im Bild zu erkennen, am unteren Bildrand ein Buch samt Löschstempel, der titelgebende Rechenschieber weiter rechts.
Kein einziges Objekt ist vollständig dargestellt, sondern alle werden mehr oder weniger vom Bildrand abgeschnitten. Das Bildzentrum bleibt darüber hinaus merkwürdigerweise leer. Die lineare Konstruktion des Gemäldes bedient sich der Tischkante, der Sprossen der Stuhllehne und der Stege des Rechenschiebers. Dabei entsteht eine überaus komplexe räumliche Situation, die der Einfachheit der dargestellten Objekte spannungsreich gegenübersteht und den Reiz dieses Gemäldes ausmacht.