
Lesende am Fenster
Lesende am Fenster
Galerie 8, 1. OG, Jugendstil-Bau
Versunken in ihr Buch, sitzt eine Frau vor geöffnetem Fenster. Ihre Züge wirken entspannt und ein kaum wahrnehmbares Lächeln liegt auf ihren Lippen. Haben wir es hier also mit dem stillen Glück einer Lesenden zu tun, die sich bei einem Buch entspannt? Schrimpfs Werke lassen sich der Neuen Sachlichkeit zuordnen, allerdings zeigt er uns nicht die schockierenden Seiten großstädtischen Lebens wie etwa Otto Dix (1891–1969) oder George Grosz (1893–1959).
Sein Porträt besitzt viel eher einen Hang zur konfliktfreien Idylle und kümmert sich weder um den technischen Stand noch um die politische Situation der eigenen Gegenwart. Als künstlerischer Autodidakt orientiert sich der Bäckergeselle hier an Vorbildern italienischer Renaissance-Porträts und verleiht seiner Arbeit eine spürbare Zeitlosigkeit. Im kühlen Blick auf seine Figur liegt allerdings auch jene emotionale Distanz, die für andere Künstler der Neuen Sachlichkeit kennzeichnend ist. Schrimpfs Porträt zeigt eine letztlich verschlossene Frau, die ganz in der Welt ihres Buches aufgeht und trotz ihrer körperlichen Präsenz ungreifbar und entrückt wirkt.