
Frauenbüste (Büste Frau L.)
Frauenbüste (Büste Frau L.)
Das Jahr 1910 markiert in Wilhelm Lehmbrucks künstlerischer und persönlicher Entwicklung eine entscheidende Wende. Nach frühen Erfolgen zieht er mit seiner Familie im April 1910 von Düsseldorf nach Paris und beginnt allmählich die Einflüsse Auguste Rodins (1840–1917) und Aristide Maillols (1861–1944) hinter sich zu lassen.
Noch im gleichen Jahr entsteht die von ihm als »Hauptwerk« bezeichnete »Große Stehende«, die ebenfalls zur Sammlung der Kunsthalle gehört. Sie deutet einen Übergang von seinem noch stark naturalistisch orientierten Frühwerk zu den späten expressionistischen Arbeiten an. Lehmbruck findet auf seine brennenden Stil- und Formfragen nun eine immer präzisere Antwort.
Auch die »Frauenbüste (Büste Frau L.)« entstand in dieser Übergangszeit. Sie stellt seine Frau Anita Lehmbruck (1879–1961) dar und gehörte zu Lebzeiten zu den erfolgreichsten Arbeiten des Künstlers. Gleichzeitig weist das Torsohafte der Büste schon voraus auf Lehmbrucks weitere künstlerische Entwicklung. Gerade an den Torsi, die in den folgenden Jahren entstehen, treibt er seine Formexperimente mit Nachdruck voran.