
Tänzerin
Tänzerin
Mit stark gedrehtem Körper schreitet die Frauenfigur in schwebender Bewegung in den Raum und wirft ihren linken Arm schwungvoll nach hinten. Durch die vorwärtsstrebende Bewegung der »Tänzerin« weht ihre Kleidung im Gegenwind. Das bodenlange Gewand schmiegt sich teils eng an ihren Leib, teils rafft sie es an den Zipfeln in die Höhe. Über das Kleid entfaltet Franz von Stuck ein wellenförmiges Linienspiel, das in seinen flächigen Ornamenten typisch ist für die dekorativen Formen des Jugendstils. Die Figurendarstellung, die an die Gestalt der antiken Siegesgöttin Nike erinnert, verweist auf den um 1900 populären Schleiertanz. Stuck zeigte großes Interesse an Tanz und Theater, was sich in vielen Bewegungsmotiven seiner Werke widerspiegelt. »Die Tänzerin«, die seiner Frau Mary ähneln soll, bildet zudem das Pendant zu der früher entstandenen Skulptur des »Athleten«, einem muskulösen Mann, der eine Kugel stemmt. Für Stuck symbolisierte das Figurenpaar das körperliche Geschlechterverhältnis, von ihm beschrieben als „Kraft des Mannes und weiche Schmiegsamkeit des Weibes“. Das Paar schmückte den Künstleraltar seines Ateliers in der bekannten Villa Stuck in München.