
Jüngling (Großer Jüngling, Leidender)
Jüngling (Großer Jüngling, Leidender)
Galerie 1, 1. OG, Jugendstil-Bau
Ernesto de Fioris »Jüngling« erregte auf der Kölner Sonderbund-Ausstellung (1912) großes Aufsehen und machte den 1884 in Rom geborenen Österreicher schlagartig bekannt. Die überlängte und zarte Gestalt, die aufgrund ihrer expressiven Gestik bald den Beinamen des »Leidenden« erhielt, hob sich stark von naturalistischen Plastiken ab. Ganz der Tradition von Jugendstil und Symbolismus verhaftet, steigerte de Fiori den Ausdruck seiner Figur und betonte das Empfindsame derart, dass manche Kritiker von einem überspitzten Pathos sprachen.
Der in Paris entstandene »Jüngling« zählt zu den frühesten Plastiken des Künstlers. Wie sein Altersgenosse Wilhelm Lehmbruck (1881–1919) hielt auch de Fiori zeitlebens an der menschlichen Figur fest und wandte sich vehement gegen die Abstraktion. Seine männlichen und weiblichen Akte aus den 1910er- und 1920er-Jahren leisten in ihrer modernen Formensprache einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung figürlicher Plastik im frühen 20. Jahrhundert. Die gesteigerte Emotionalität des Jünglings reduzierte de Fiori in seinen späteren Arbeiten hingegen auf einen kühleren Grundton.