
Kyffhäuser
Kyffhäuser
Schaudepot, 2. OG, Hector-Bau
Mit seiner Ansicht des Kyffhäusers schafft Edmund Kanoldt mehr als eine Landschaftsdarstellung. Sein Gemälde ist vielmehr ein eindrucksvolles Beispiel für die historisch und mythologisch aufgeladene deutsche Landschaftsmalerei in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Pfad im Vordergrund des Bildes leitet unseren Blick bis zur Spitze des Berges, auf der die Ruine der Reichsburg Kyffhausen zu erkennen ist. Unter ihr – eingeschlossen in den Berg – schläft laut einer Sage Kaiser Barbarossa (1122–1190) und wartet auf das Wiedererstarken seines Reiches.
Solange noch Raben um den Berg kreisen, ist laut dem Mythos die Zeit seines Erwachens allerdings nicht gekommen. Kanoldt stellt diese Raben nun vor einem Adler flüchtend dar. Symbolisch setzt er damit das Erstarken des Deutschen Reiches ins Bild, das durch den Sieg des preußischen Königs Wilhelm I. im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) zu einer europäischen Großmacht wurde. Die starke Untersicht, aber auch die dramatische Lichtführung betonen das Pathos des Bildes. Die Landschaft wird dabei zu einem Symbol, in dem sich die Fäden von Geschichte und Mythos verknüpfen.