
Luis
Luis
Mit »Luis« tritt uns eine Figur entgegen, deren (Hyper-)Realismus eine Schmerzgrenze berührt. Die lebensgroße Arbeit des Spaniers Enrique Marty ist in ihrer ungeschützten Nacktheit ausgestellt, der massige Körper wirkt raumgreifend und verletzlich. Da »Luis« uns auf Augenhöhe und ohne jeden Sockel begegnet, entfaltet die Skulptur ein umso verstörenderes Potenzial. Marty, der sich häufig lebender Modelle bedient, deren Körperpartien er abformt und später weiter bearbeitet, beschönigt nichts an seiner Figur. Nicht zuletzt die täuschende Echtheit des Körpers, die er durch die Verwendung von synthetischem Material und menschlichem Haar bewirkt – Marty erlernte diese Technik bei einem Präparator – sorgt für unser Unwohlsein und Befremden. Sehr bewusst spielt der spanische Künstler dabei mit den Emotionen des Betrachters. Ekel und Abscheu, aber auch Mitleid und Schock mischen sich angesichts von »Luis«, dessen eigentliches Drama aber nur angedeutet wird. Warum weint Luis, weshalb scheint er verletzt? Was ist mit ihm geschehen? Oder etwa auch: Was hat er getan? Marty zeigt den Menschen in seiner Kreatürlichkeit und macht weder vor existenziellen Abgründen noch vor den Gefühlen des Betrachters halt.