
Halbierte Säule ROT
Halbierte Säule ROT
Galerie 6, 1. OG, Jugendstil-Bau
Die zwei leuchtendroten Baumwollobjekte erstrecken sich über einen beachtlichen Teil der Wandfläche und reichen unmittelbar bis unter die Decke des Raums. Sie bilden große Stoffnischen, die an den Rändern mit diversen Schlaufen und in ihrem Inneren mit einem fest installierten Mantel versehen sind. Der Betrachter scheint aufgefordert, in eines der Kleidungsstücke hineinzuschlüpfen.
Auf diese Weise würde er zu einem aktiven Bestandteil des Werks – erst die Interaktion des Besuchers komplettiert das Werk. Die Distanz des Betrachters zum skulpturalen Kunstwerk wird außerdem überwunden, da der traditionelle Sockel fehlt. Franz Erhard Walther macht die Handlung selbst zum Werk. Dabei dient das Stoffgebilde als Instrument seiner sogenannten Prozesskunst, die sich allein durch die Handlung vollzieht und folglich sowohl räumlich wie auch zeitlich begrenzt ist.
Auch wenn aus konservatorischen Gründen eine Berührung des Textils nicht möglich ist, erscheint der Appell dennoch eindeutig: Die Kleiderform der Stoffe setzt den Menschen voraus und lässt den Betrachter seinen Handlungsanteil an dieser partizipativen Kunst zumindest gedanklich vollziehen.