
Ansicht von Grötzingen bei Durlach
Ansicht von Grötzingen bei Durlach
Galerie 8, 1. OG, Jugendstil-Bau
Georg Scholz zählt mit seinen in den 1920er Jahren entstandenen Gesellschaftskarikaturen sowie seinen weitaus ruhigeren Landschaften zu den Vertretern der Neuen Sachlichkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er in Grötzingen bei Karlsruhe und schuf hier mehrere Landschaftsdarstellungen. Seine 1925 entstandene »Ansicht von Grötzingen bei Durlach« wirkt überaus aufgeräumt und geordnet.
Ein weiter Blick über die teils beschattete, teils im Sonnenlicht liegende Hügellandschaft zeigt den Einbruch einer technisierten Welt in eine vorgebliche Idylle. Die Fabriken am unteren linken Bildrand, die sich diagonal bis zur Bildmitte ziehen, bilden zum romantischen Stereotyp des Ländlichen einen starken Kontrast. Scholz stellt es uns allerdings frei, ob wir dieses Aufeinandertreffen kritisch oder gelassen betrachten.
Die Fabrikgebäude fügen sich geschmeidig in das Panorama ein – damit einhergehende Klassenkonflikte und Umweltzerstörung sind nirgends zu erkennen. Scholz’ Blick registriert wertungsfrei und kühl, seine realistische beinahe naiv anmutende, aber auch typisierende Malweise scheint eine Art Modellwelt festzuhalten, deren gesetzmäßige Einrichtung von uns durchaus hinterfragt werden kann.