
La sirène
Große Sirene
In der Antike galt die Sirene als Mischwesen aus Frau und Tier, das sich in Küstennähe aufhielt und mit seinem verlockenden Gesang ganze Schiffe zum Kentern brachte. Sie war gleichermaßen sinnlich wie gefährlich – wer sich ihr wie beispielsweise Odysseus näherte, musste mit dem Tod rechnen.
Henri Laurens »Sirene« scheint mit diesem Mythos kaum etwas gemein zu haben. Das Gefährliche ist verschwunden, betont wird dagegen das Sinnliche und Körperhafte. Schwellende Formen greifen in den Raum, runde und kräftige Körperpartien werden in Bewegung versetzt. Alles an Laurens’ Figur wirkt lustvoll und befreit, gerade weil der Künstler die Form selbst sprechen lässt und sie gestaltet.
Laurens beschäftigte sich seit den 1930er Jahren mit den Fabelwesen des Meeres. Viele Arbeiten aus dieser Zeit zählen bis heute zu seinen Hauptwerken. Der weibliche Körper – samt seinen Metamorphosen – steht für ihn dabei im Zentrum und vermittelt gerade bei den »Sirenen« ein vollendetes Gleichgewicht: In ihm verbinden sich Sinnlichkeit und Verwandlung, Ruhe und Bewegung, Statik und Dynamik.