
Phaan
Phaan
Galerie 5, 1. OG, Jugendstil-Bau
Wer das Werk »Phaan« betrachtet, neigt dazu den expressiven Farbauftrag als Selbstausdruck des Künstlers zu deuten. Ein geläufiger Irrtum: Die Malerei von Karl Otto Götz basiert auf durchdachten Schemata, die anhand von Studien detailliert vorbereitet sind und Grundzüge seiner abstrakten Bilder wie etwa Richtungsverläufe und Drehungen festlegen. Mit Farbe wird der jeweilige Entwurf in präzise abgestimmten Arbeitsschritten beschleunigter Handlung und meditativen Pausierens auf den Malgrund übertragen. Indem er mit breiten Rakeln die dünnflüssige Farbe verschiebt, entstehen einander durchdringende Positiv-Negativ-Passagen.
Götz wendet sich gegen die Kompositions- und Formprinzipien der abstrakten Malerei und entfesselt die Farbe. Sie wird zur materiellen Spur der dynamischen Bewegung des Malakts. Die Bildfakturen und ihr Entstehungsprozess reflektieren die ästhetische Einheit aus Kontrolle und Zufall. Die Bilder von Götz wecken Assoziationen zu fernöstlicher Kalligraphie, sind in ihrem Verständnis aber eher verwandt mit der surrealistischen Maltechnik der »Écriture automatique« – eine ursprünglich literarische Methode, die bestimmt wird durch den spontanen Ausdruck des Unterbewussten.