
Tanzende
Tanzende
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Bei einer Ausstellung in Basel 1923 lernte Hermann Scherer Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) kennen, einen der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus. Dieser lud den jungen Künstler alsbald zu sich in das schweizerische Frauenkirch bei Davos ein. Dort setzte sich Scherer, der sich zuallererst als Maler und Zeichner verstand, nach anfänglichem Zögern mit Kirchners plastischem Werk auseinander und machte sich mit dessen Schnitztechnik vertraut. Äußerst produktiv schuf er zahlreiche großformatige Holzskulpturen, die er jeweils aus einem Stamm herausarbeitete.
Das Werk »Tanzende« entstand ebenfalls in dieser Zeit. Es zeigt in dunkel gebeiztem Holz ein Paar, dessen grob geschnittene Körper eng aneinandergeschmiegt sind. Der intime Tanz wird jedoch nicht von ausgelassener Freude getragen, die Gesichter der Figuren zeugen vielmehr von ängstlicher Zurückhaltung und Verschlossenheit. Scherer bedient sich einer vereinfachten Formsprache. Indem er auf die naturgetreue Wiedergabe des Paares verzichtet, treten aufgrund seiner expressiven Darstellungsweise innere Gefühlszustände noch deutlicher hervor. »Tanzende« ist das einzige Werk, das Scherer noch zu seinen Lebzeiten verkaufte.