
Gelbes Engelufer, Berlin
Gelbes Engelufer, Berlin
Kubus 0, 1. OG, Hector-Bau
Ernst Ludwig Kirchner stellt in diesem Gemälde das Engelufer in Berlin dar. Von einem erhöhten Standpunkt aus blicken wir auf den Luisenkanal und können rechts im Hintergrund die beiden Türme der Melanchthonkirche erkennen (im Zweiten Weltkrieg zerstört).
1913 lebt Kirchner seit zwei Jahren in Berlin. Zwar entstanden schon in seiner Dresdener Zeit zahlreiche Stadtansichten, aber erst in Berlin werden seine Großstadtszenen zum Höhepunkt seines expressionistischen Werks. Dabei zeigt der Brücke-Künstler selten Sehenswürdigkeiten. Es geht ihm weder um eine topographisch genaue Wiedergabe Berlins noch um städtische Symbole.
Ganz konzentriert auf Farbwirkung und Kontur vereinfacht er die Formen der Metropole. Dabei löst er die Farbe völlig vom Gegenstand und stellt sein subjektives Erleben aus. Nervosität, Schroffheit, Vereinzelung und großstädtische Kälte werden spürbar – nicht das Spektakuläre, sondern die Spannungen der Alltagswelt sind hier interessant. Kirchners zwischen 1913 und 1915 entstandene Berliner Straßenszenen sind bis heutige gültige Symbole des modernen Großstadtlebens am Beginn des 20. Jahrhunderts.