
Hoeschstahlwerk, Dortmund, Mittagspause
Hoeschstahlwerk, Dortmund, Mittagspause
Über einem düsteren Fabrikgelände türmen sich riesige Dampf- und Rauchschwaden auf. Kühltürme und Schornsteine ragen bedrohlich in den Himmel und wirken durch bläulich-violette Lichtreflexe wie magisch erleuchtet. Es fällt schwer, zwischen Wolken und Rauch zu unterscheiden und auch die Tageszeit – laut Titel eine Mittagspause – ist im Qualm der Industrie kaum zu bestimmen. Bracht schuf seine quadratische Industrielandschaft auf einer Reise nach Dortmund. Ursprünglich als Teil eines Triptychons mit dem Titel »Bilder aus der Deutschen Eisenindustrie« entstanden, verkaufte er das Bild später eigenständig. Der Fokus seiner Arbeit liegt auf den dramatisch beleuchteten Rauchgebilden, die fast zwei Drittel der Bildfläche einnehmen, und nicht etwa auf den Arbeitern, die ihre Mittagspause außerhalb des Stahlwerks verbringen. Bracht, dessen Landschaftsmalerei sehr beliebt war, entfernt sich in den 1890er Jahren von einer realistischen Malweise und nimmt impressionistische Impulse auf. Farbe und Licht werden zu seinem Hauptgestaltungsmittel. Die sich ständig verändernden Rauchschwaden im Licht und die Atmosphäre der Industrie reizen ihn. Er entwickelt eine bewegte Pinselführung und wird zu einem frühen Vertreter des deutschen Impressionismus.